Rebekka S.
… über den Wald
»Warum hallt der Wald eigentlich? Er hat kein richtiges Dach, keine Wände für stehende Wellen. Die Struktur ist nicht mit Gebirgen oder Höhlen vergleichbar und trotzdem hallt er. Für mich war das Echo schon immer etwas Besonderes. Man kann so schön damit spielen und doch kann es manchmal Angst machen, es könnte sich verselbstständigen und vielleicht nie wieder aufhören. Im Wald hatte ich jedoch noch nie Angst davor, wie sonst schon mal in geschlossenen Räumen. Ich hab das Gefühl, dass ich in den Wald gehöre. Ich bin ein Erdwesen; deshalb bin ich da sicher; auch mitten in der Nacht. Es gibt eine Reihe unheimlicher Geräusche dort, gerade nachts. Vielen macht das Angst, weil sie nicht sehen können, was die Geräusche verursacht. Mir ist das nicht unheimlich, denn genauso ist meine Welt. So wie sich alles im Wald vor dem schnellen Blick verbirgt, so verbirgt sich vieles vor mir und ich muss interpretieren und mich auseinandersetzen, wenn ich Genaueres wissen will. Ich habe immer die Wahl, ob ich etwas näher wissen will oder nicht. Es ist ständig geschäftig hier, und dennoch habe ich dabei kein beklommenes Gefühl. Ich bin auf das Wesentliche reduziert und habe nicht mehr den Auftrag in einer Rolle zu sein. Will ich eine Rolle spielen, passe ich nicht mehr in den Wald hinein. So habe ich das Geschenk erhalten die Wahl treffen zu dürfen zwischen dem was ich sein will und dem wertfreien Sein zu wählen.«
Wie ist es, wenn ein komplettes Weltbild imaginär im Kopf entsteht? Rebecca Schaefer ist blind und das von Geburt an. Aber wie unterscheidet sich Ihre Wahrnehmung von der eines sehenden Menschen? Haben Bilder überhaupt eine Relevanz für einen blinden Menschen? Was sind Bilder?